Wer von uns Eltern kennt nicht dieses Gefühl: Mein Kind soll es besser haben? Wir wollen sie vor den Fehlern bewahren, die wir schon in unserem Leben gemacht haben und doch merken wir immer mehr, dass sie ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen.
Dass sie ihre eigenen Lernschritte gehen dürfen und dass sie sich nur dann weiterentwickeln, wenn sie die eigenen Erfahrungen machen. Dass diese manchmal auch schmerzhaft sein können, kennen wir aus den eigenen Erfahrungen nur zu gut. Aus Fehlern lernt man ja schließlich. Aber geht das nur mit Fehlern oder können wir uns erlauben, auch so zu lernen. Ist es wirklich so, dass wir aus dem goldenen Käfig ausbrechen wollen, wenn er uns zu sehr einengt. Können wir wirklich nicht sehen, dass das Umfeld es nur gut mit uns meint.
Hast du auch manchmal das Gefühl in einem goldenen Käfig gefangen zu sein?
Du hast zwar im Außen alles und doch fehlt dir im Inneren etwas? Du musst dich nur um dich kümmern und sonst wird für dich gesorgt? Doch befriedigt uns das auch oder werden wir immer unruhiger und machen uns auf dem Weg nach der berühmten Sinnsuche? Brauchen wir wirklich diese Reibung im Außen, dieses Gehen des Weges oder können wir uns auch entwickeln, wenn jemand anderes diesen Weg schon gegangen ist? Und wir uns nur in das „gemachte Nest“ setzen müssen? Wissen wir das dann wirklich alles zu schätzen, was derjenige erreicht und geleistet hat oder hat das Ganze einen bitteren Beigeschmack und wir haben immer das Gefühl, es nicht verdient zu haben?
Gerade Frauen wird manchmal vorgeworfen: „Ich habe doch alles für sie getan und doch weiß sie es nicht zu schätzen und hat mich verlassen.“ Aber was heißt das „alles für sie getan“? Wurden dir Dinge vor die Füße gelegt, die du gar nicht wolltest? Oder heißt es, „Ich habe meine Frau dabei unterstützt den Weg zu gehen, den sie gehen wollte“ und mir manchmal auch gedacht, wenn sie den Weg geht, dann wird sie schon bei den Dingen, die ihr nicht so gefallen, mitspielen?
Nicht immer ist das, was wir bekommen, das nachdem sich unser Herz auch sehnt. Manchmal haben wir das Gefühl, dass uns der Preis zu hoch ist, den wir dafür bezahlen. Das muss gar nicht heißen, dass es uns schlecht geht mit dem Partner oder in der Beziehung. Wir haben einfach eine andere Vorstellung von unserem Leben und merken auf einmal, dass diese Vorstellung nicht mehr mit den Lebensumständen des Partners übereinstimmt und wir die Kompromisse, die wir aus Liebe eingegangen sind, nicht mehr leben können und wollen. Es ist zwar noch ein Funken Liebe da, doch ich bin nicht mehr bereit, das alles zu tragen. Es beginnt mich immer mehr zu erdrücken und in meinem Weg einzuengen. All das, was ich über Jahre einfach hingenommen habe, wird mir zu mächtig und ich habe das Gefühl zu versinken und immer mehr unterzugehen.
Doch wie können wir es in unserer Beziehung gar nicht so weit kommen lassen?
Das große „Geheimnis“ ist reden. Warum „Geheimnis“? Wenn ich so den gemeinsamen Nenner in meinen Begleitungen herausfiltere, dann ist immer die fehlende Kommunikation an erster Stelle. Wir haben aufgehört miteinander zu reden. Natürlich sprechen wir noch mit dem Partner, doch reden wir wirklich mit ihm? Sprechen wir über die Dinge, die uns wirklich wichtig sind oder weichen wir ihnen aus, weil wir das Gefühl haben, der Partner hört uns sowieso nicht zu. Der Partner ignoriert unsere Bedenken und Gefühle, weil er oft nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Oder wir haben Angst davor, was der Partner dazu sagen könnte. Wir gehen in so ein wirres Gedankenkonstrukt, das sich immer mehr verstrickt und wir nicht mehr erkennen können, wie irrsinnig unsere Gedanken in Wirklichkeit sind.
Wenn wir aber beginnen, wieder miteinander zu sprechen und dem Partner die Verantwortung für seine Gedanken und Gefühle übergeben, kommt die Erkenntnis, dass unser Partner ganz anders reagiert als sich unser Kopf das zusammengereimt hat. Wenn wir all unseren Mut zusammennehmen, aus unserem goldenen Käfig heraustreten und die volle Verantwortung für uns übernehmen, werden wir erkennen, dass wir uns das Leben, welches wir hier kreiert haben, auch umwandeln können in ein Leben, das für beide Partner passt, ohne sich den Ängsten hinzugeben.
Dann brauchen wir nicht zu warten, bis unsere Flügel so gestutzt sind und das Feuer in uns so klein ist, dass wir aus dem goldenen Käfig ausbrechen und den Weg zurück gar nicht mehr wieder finden. Denn wenn wir beginnen, unsere Themen mit dem Partner zu lösen, dann müssen wir beim nächsten, sobald die rosarote Brille ab ist, nicht wieder an diesem Punkt weitermachen. Denn wenn dir dasselbe schon in der dritten Partnerschaft passiert, liegt es an dir zu schauen, welchen Anteil du daran trägst.
Wenn du erkennst, inwieweit du deine Themen einmal genauer betrachten solltest, dann ist eine Veränderung immer möglich und du kannst in dieser oder in der nächsten Beziehung wirklich glücklich werden. Wenn die rosarote Brille ab ist, merkst du die Tiefe, die sich nun entwickeln darf und du bist bereit für den nächsten Level.
Oft sind wir aber so in unseren Verletzungen gefangen, dass wir uns gar nicht erlauben, mit einem Menschen diese Nähe und Tiefe zu erreichen. „Lieber nicht alles geben, damit ich nicht schon wieder verletzt werde“. Dabei merken wir nicht, dass derjenige, der uns hier am meisten verletzt, ich selbst bin, weil ich mich nicht voll und ganz öffnen kann. In mir ist zwar diese Sehnsucht nach einer tiefen Verbundenheit mit meinem Partner und doch sind die Verletzungen der Vergangenheit so groß.
Wenn ich heute mit Paaren spreche, die bereit waren, hinter ihre Verletzungen zu blicken, und diese Begegnungen zulassen, erkenne ich, wie tief und berührend diese Verbindungen sind. Doch leider sind diese Begegnungen noch immer selten, weil uns hier oft die Vorbilder für eine glückliche Beziehung fehlen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie steinig der Weg hinter die Verletzungen oft sein kann, aber nicht sein muss. Je mehr ich beginne, mit meinem Partner auch über diese Verletzungen und Ängste zu sprechen, und mich auf allen Ebenen nackt mache, umso mehr wird auch der Partner beginnen, sich zu öffnen. Dies sind dann die Momente, wo wir erkennen, dass wir mit dem Partner Gespräche führen können, die vorher nicht möglich waren, und dadurch eine Verbindung aufbauen, die an Tiefe und Liebe immer stärker wird. Hier hilft uns oft der Blick vom Außen, da wir uns alleine schon so verstrickt haben, dass wir die Geschenke hinter den Mauern, nicht mehr sehen können.